Häufige Fehler

In der täglichen Beratungspraxis stoße ich immer wieder auf die gleichen, folgenschweren Verhaltensmuster von Anlegern. Diese kosten Rendite und erhöhen die Risiken teilweise dramatisch.

Statistisch ist erwiesen: Die Masse der selbstgemangten Depots von Direktbank-Kunden, erzielen unterdurchschnittliche Ergebnisse (siehe Grafik).

Anlagefehler frisst Rendite

Quelle: Das Investment, 11/2014

Nachfolgend finden Sie Beispiele für klassische Anlage-Fehler.

Zyklisches Handeln

Einer der Klassiker unter den Anlegerfehlern ist das Folgen der Masse. Durch Medien, Banken und Bekannte werden wir alle täglich mit Stimmungen und Meinungen „gefüttert“. Dadurch entsteht oftmals ein scheinbar realistisches Bild der aktuellen Situation, welches nicht kritisch hinterfragt wird. Schließlich weiß man hier die Masse hinter sich. Ein paar Beispiele hierfür sind: Biotech-Hype (2001-2002), Dotcom-Hype (2001-2002), Gold-Hype (2009), BRIC-Hype (2011/12), …

Die Profiteure sind hier die Banken, die die Trend-Themen gerne mit entsprechenden Produkten bedienen sowie die Wirtschaftsredakteure, die Themen haben, über die sie schreiben können. Die Anleger selbst verlieren hierbei oftmals viel Geld, weil sie einsteigen, wenn der Trend seinen Zenit bereits erreicht bzw. überschritten hat. So wächst bei steigenden Kursen an den Börsen regelmäßig die Risikobereitschaft der meisten Anleger. Dabei raten Experten immer wieder, möglichst antizyklisch zu handeln. Das bedeutet: Sind die Börsen im Aufwind, sollte man eher vorsichtig mit dem Kauf von Wertpapieren sein. Stagniert die Entwicklung oder befindet sich gar auf Talfahrt, sollte man umso mehr zuschlagen. Allerdings verhindert die Psychologie bei vielen Anlegern, dieser Strategie konsequent zu folgen.

Der Glaube schlauer zu sein als der Markt und Geheimtipps

Immer wieder kommt es vor, dass Anleger meinen, Sie hätten eine Anlageidee mit der sie den Markt schlagen könnten. Teilweise handelt es sich hier um zweifelhafte Produkte die marketingmäßig aufgepeppt wurden. Manchmal ist es der Geheimtipp eines "sehr erfahrenen Arbeitskollegen". Ein anderes Mal meinen die Anleger, den Lauf der Dinge vorhersagen zu können.

Nicht wenige meiner Kunden waren zum Beispiel in der Phase des Gold-Hypes Gold der festen Überzeugung, dass der Euro den Bach runter geht und nur Gold ihr Vermögen sichern könne. Gestützt wurde diese Annahme durch diverse Fachartikel. Zweistellige Verluste waren hier die Folge.

Derzeit fließt sehr viel Geld in Immobilien. Die Risiken blenden viele komplett aus. Dort, wo Menschen Wohnraum weiter nachfragen, sind die Preise oben. Zinshäuser in guten Lagen kosten teilweise 25 Netto-Jahreskaltmieten – zu viel.

Besser als solche Hauruck-Umschichtungen ist es, das Depot zu streuen und regelmäßig an die für die einzelnen Anlageklassen festgelegten Quoten anzupassen. Den Kern sollten Aktien, Anleihen, Cash und Gold bilden. Sie sind schnell verfügbar, ihre Preise sind transparent, und Gebühren halten sich im Rahmen.

Mit »Zukunftsbranchen« den Markt outperformen

Zu den sicheren Anlagetipps zählen regelmäßig auch die Wachstumswerte wie High-Tech, Bio-Tech, Telekommunikation. Auch wenn diese Unternehmen überdurchschnittliche Wachstumsraten aufweisen, sind es zumeist keine guten Kapitalanlagen. Dafür gibt es auch einen guten Grund: Im Vergleich zu langweiligen „Value“-Aktien ist bei ihnen die höhere Wachstumserwartung bereits im Börsenkurs eingepreist. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der „Growth“-Werte ist höher als bei „Value“-Aktien. Sie sind also teurer. In Baisse-Phasen, wenn die hohen Erwartungen nicht eingehalten werden können,  brechen die Kurse der Wachstumswerte überdurchschnittlich ein.

In Einzelaktien investieren

„Ab und zu kaufe ich mir auch einzelne Aktien, allerdings strikt zum Spaß“

— Merton Miller, Wirtschaftsnobelpreisträger

Eine ganze Branche von Investment-Medien (von vielen auch „Investmentpornografie“ bezeichnet) lebt von Anlage-Empfehlungen und gaukelt den Privatanlegern vor, Sie könnten mit bestimmten Geheimstrategien und Tipps zu Wirtschaftstrends den Markt langfristig outperformen. Abgesehen davon, dass es dem einen oder anderen Spaß macht, sich mit der Materie intensiv zu beschäftigen, spricht alle ökonomische Vernunft gegen Einzelanlagen durch Privatanleger.

  • Kosten: Gegenüber Fonds ist eine Anlage in Einzeltitel mit höheren Kosten verbunden. Insbesondere bei kleineren Beträgen (z.B. bei monatlichen Sparplänen) sind die prozentualen Kosten bei Einzelanlagen regelmäßig sehr hoch.
    Risiko und Rendite: Da es als Privatanleger nicht möglich ist, tausende von Einzelaktien zu überblicken,  konzentrieren sich viele Privatanleger daher bei Ihren Investments auf deutsche Großkonzerne. Hieraus resultiert der sogenannte „Home-bias“, eine irrationale und willkürliche Einschränkung der möglichen Anlageoptionen. Das Ergebnis ist höheres Risiko in Verbindung mit niedrigerer Rendite.
  • Zeitaufwand: Ein nicht zu unterschätzender Vorteil von Fonds-Lösungen ist der minimale Zeitaufwand für das Handling (Kauf, Verwaltung und Verkauf) im Vergleich zur Verwaltung von Einzeltiteln.
  • Asset Allokation: Für Privatanleger ist es nicht möglich, mit vertretbarem Aufwand eine halbwegs professionelle globale Asset-Allokation zu realisieren. Dieses ist schwerwiegend, da gerade dieser Faktor eine hohe Bedeutung für die Gesamtrendite des Portfolios hat.

Auf »private Banking« und »Vermögensverwaltung« vertrauen

Gelegentlich erzählen mir Kunden (zumeist nicht ganz ohne Stolz), dass Ihre Hausbank sie im Bereich „private Banking“ oder „Wealth Management“ eingestuft hat und sie individuell betreut werden. Sie hoffen dabei, im edelsten Privatkundensegment auf der höchsten Qualitätsstufe betreut zu werden. Wenn damit die Einladung zu VIP-Events und andere Annehmlichkeiten gemeint sind, mag das schon sein. Bezieht man das Qualitätsversprechen jedoch auf die langfristige Anlegerrendite, ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Im Gegenteil, muss doch der hohe Aufwand, der für die anspruchsvolle Klientel betrieben wird, von jemandem bezahlt werden.