Welche Auswirkungen haben steigende Zinsen für Sie als Sparer oder Hauskäufer?
Zinsentwicklung schreitet weiter voran - Wie Sie darauf reagieren können
Im Vergleich hierzu: In den USA konnte man eine andere Zinsentwicklung verzeichnen. So wurde seitens der amerikanischen Zentralbank Fed die Zinswende bereits im Mai 2022 eingeläutet. Danach folgten weitere Zinsschritte. Derzeit liegt das Zinsniveau in den USA höher als in der EU bei 5,25 bis 5,50 Prozent.
Das wichtigste Ziel der Europäischen Zentralbank ist die Stabilität der Gemeinschaftswährung mit einer Zielvorgabe von 2 Prozent Inflation. Die wichtigsten Stellschrauben in der Geldpolitik sind die drei Leitzinssätze der EZB, die wegen der anhaltend hohen Inflation seit dem letzten Jahr kontinuierlich erhöht wurden.
Wie werden sich die Zinsen in Deutschland für Sparer zukünftig entwickeln?
In den vergangenen Monaten sind die Guthabenzinsen insbesondere bei Tagesgeld und Festgeld kontinuierlich gestiegen. Derzeit liegen die Bestzinsen bei einem dreijährigen Festgeld bei aktuell 4 Prozent pro Jahr. Demgegenüber stehen die zinslosen Girokonten und Sparbücher.
Fakt ist: Der Euro büßt weiterhin an Kaufkraft ein. So lag die Inflationsrate laut Statistischem Bundesamt im Juni 2023 bei 6,4 Prozent . Das hat auch Auswirkungen auf den Realzins, der sich aus dem Sparzins minus Inflationsrate berechnet: Dieser bleibt negativ.
Wie werden sich die Zinsen in Deutschland für Kreditnehmer zukünftig entwickeln?
Demgegenüber steht die Entwicklung der Bauzinsen: Seit der ersten Jahreshälfte 2022 haben sich die Baukredite eklatant verteuert. Sie bewegen sich seit nunmehr mehr als einem Jahr zwischen 3,5 und 4,5 Prozent ein. Zuletzt konnten im Juli 2023 leicht sinkende Zinsen verzeichnet werden. Derzeit liegt der Zinssatz für die überwiegenden Zinsbindungsfristen nahe oder etwas über 4 Prozent. Die Blumenau Finanzplanung erwartet den Höhepunkt zwischen 4 und 5 Prozent.
Finanztipp der Blumenau Finanzplanung:
Ein regelmäßiger Blick auf die Sparzinsen lohnt allemal, um die steigenden Sparzinsen optimal zu nutzen. Dennoch sollten weitreichende wirtschaftliche Entscheidungen, wie etwa eine Baufinanzierung nicht allein von der Zinsentwicklung getroffen werden. Hier spielen noch viele andere Faktoren mit ein.
Langfristig sollten Sie als Anleger allerdings den größeren Teil des Vermögens nicht allein auf Zinsanlagen setzen. In den vergangenen 20 Jahren haben Banken nie mehr Zinsen gezahlt als die Inflation.
Daher empfiehlt die Blumenau Finanzplanung, Vermögen breit gestreut in internationalen Fonds und ETF anzulegen. Hier haben Anleger rückblickend in den vergangenen 40 Jahren nach 15 Jahren im Schnitt sieben bis neun Prozent Rendite im Jahr gemacht. Und auch selbst schlechte Börsenphasen haben langfristig nominal keine Verluste bewirkt. Mit einer Anlage in einen breit gestreuten Aktienfonds hätten Anleger langfristig Jahr für Jahr die aktuell hohe Inflation ausgehebelt.
Wieso sind die Leitzinsen der EZB wichtig für die kurzfristige Zinsen wichtig?
Entgegen der allgemeinen Vermutung macht die EZB den Geschäftsbanken keine Vorgaben über deren Zinssätze, die von ihren Kunden verlangen oder ihnen zahlen. Vielmehr legt sie mit den Leitzinsen fest, zu welchen Zinssätzen Geschäftsbanken sich bei ihr Geld leihen bzw. anlegen können. Dies ist insbesondere für die kurzfristigen Zinsen von Belang, so etwa für das Tagesgeld oder kurzfristige Kredite wie beispielsweise einen Ratenkredit über wenige Jahre.
Fakt ist aber auch: Die Geschäftsbanken sind bezüglich der Zinssätze in einem permanenten Austausch mit der Zentralbank. Letzten Endes hat somit die EZB einen wesentlichen Einfluss auf die allgemeine Zinsentwicklung und somit auch auf die Entwicklung der Spar- und Kreditzinsen für Verbraucher.
Rückblickend war die Zinsentwicklung in den vergangenen Jahren für Kreditnehmer vorteilhaft, für Sparer verlief sie eher nachteilig: So hat die EZB die Zinsen immer weiter gesenkt. Der wichtigste Leitzins, der Hauptrefinanzierungssatz, lag zwischen März 2016 und Juli 2022 bei 0 Prozent.
Langfristige Zinsen wie etwa Bauzinsen orientieren sich eher an den Anleihemärkten als an der EZB. Möchten Sie eine Baufinanzierung mit einem festen Zins für beispielsweise 15 Jahre abschließen, trifft Ihre Hausbank eine Annahme über die künftige Zinsentwicklung. Wenn also Ihre Bank einen deutlichen Zinsanstieg erwartet, wird der angebotene Zins aller Voraussicht nach über dem aktuellen Zins liegen. Für die Annahmen werden von den Banken die Anleihekurse insbesondere die langfristigen Bundesanleihen sowie die Pfandbriefe herangezogen.
Fakt ist: Die Zinsentwicklung spielt für viele Verbraucher eine wichtige Grundlage für anstehende wirtschaftliche Entscheidungen. Doch bleiben die einzelnen Zinsentscheidungen der EZB mittel- und langfristig selbst für Experten nicht vorhersehbar.