Stagflation: Was jetzt bei der Geldanlage zu beachten ist
Was bedeutet Stagflation? Welche Anlagestrategie ist jetzt sinnvoll?
Was ist Stagflation?
Als Stagflation bezeichnen Ökonomen den Zustand eines sich abschwächenden Wirtschaftswachstums oder eine Rezession, gepaart mit einer hohen Inflation. Stark steigende Preise treffen auf wirtschaftliche Flaute. Eine Stagflation wird in der Regel ausgelöst durch einen Angebotsschock, d.h. ein Produktionsfaktor in der Regel Öl oder Gas steht plötzlich nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.
Längerfristig kommt es dabei bei der Stagflation auch zu Entlassungen und steigender Arbeitslosigkeit.
Die „Lohn-Preis-Spirale“
Bedingt durch eine Verknappung eines Energierohstoffes steigen dessen Preise. Energie ist ein wesentlicher Einsatzfaktor für die gesamte Wirtschaft und somit müssen auch die Hersteller weiterer Produkte ihre Preise anpassen und erhöhen. Hierdurch wird die Inflation angetrieben. Arbeitnehmer und Gewerkschaften fordern als Ausgleich für die Teuerung der Produkte höhere Löhne. Das wiederum lässt die Kosten der Firmen weiter in die Höhe steigen. Im Zuge dessen sinkt der Spielraum für notwendige Investitionen. Schlimmstenfalls lohnt sich die Produktion einzelner Produkte nicht mehr und die Produktion geht zurück. Verbraucherinnen und Verbraucher schränken wegen der gestiegenen Preise ihren Konsum ein. Fazit: Kommt es zu Preissteigerungen stagniert bzw. schrumpft die Wirtschaft. Es herrscht Deflation.
Wie kann Stagflation verhindert werden?
Wirtschaftspolitisch ist das Phänomen der Stagflation nur schwer zu bekämpfen. Es gibt keine gängigen wirtschaftspolitischen oder geldpolitischen Maßnahmen, um den Prozess zu verhindern.
Einige Ökonomen setzen auf eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, um die Stagflation zu bekämpfen. Die Idee dahinter: Eine Entlastung der Firmen – etwa durch Steuererleichterungen – mindert deren Kostendruck. Dadurch können sie auf größere Preiserhöhungen verzichten. So lässt sich die zuvor beschriebene „Lohn-Preis-Spirale“ verhindern. Der Staat sollte es den Unternehmen leichter machen und ihre Kosten senken. Das Ziel sollte sein, das Angebot zu erhöhen und ihre Produktion auszuweiten.
Hingegen halten Ökonomen weniger davon, die Nachfrage zu stärken wie etwa durch Entlastungen der Bürger. Ausnahmen bilden wirtschaftliche und soziale Härten.
Die Rolle der Zentralbanken
Oberstes Gebot der Notenbanken ist die Preisstabilität zu wahren. Das bedeutet, sie müssen die derzeitige enorm hohe Inflation bekämpfen. Eine Erhöhung der Leitzinsen durch die Notenbanken ist das gängige Mittel, um die Teuerung in den Griff zu bekommen. Allerdings wenn die Zinsen seigen, schränken die Verbraucher ihren Konsum ein und sparen mehr. Gleichzeitig verteuern sich Kredite für Unternehmen und Investitionen werden schwieriger. Beide Faktoren bremsen die Wirtschaft in einer Phase aus, in der sie ohnehin schon schwächelt.
Ukraine-Krieg und Pandemie
Zurzeit gibt es gleich zwei Angebotsschocks, die eine Stagflation auslösen könnten. Nach wie vor sind durch die Pandemie immer noch die Lieferketten gestört oder zu mindestens eingeschränkt. Die Unternehmen können nicht wie gewohnt produzieren und daher sind viele Produkte nur eingeschränkt verfügbar. Es herrscht somit ein Nachfrageüberhang vor. Weder die Wirtschaftspolitik noch die Geldpolitik kann gegen die Lieferengpässe etwas unternehmen. Somit obliegt es den Unternehmen ihre Lieferketten zu überdenken.
Der zweite gewaltige Schock ist der Ukraine Krieg. Dieser hat einen solchen Energiepreisschock ausgelöst, der vergleichbare Auswirkungen haben könnte, wie die Ölkrise in den 1970 er Jahren, wo die damalige Politik auch wenig entgegensetzen konnte. Und auch heute hat die Politik wenig Spielraum. Zum einen kann sie den Krieg nicht beenden und zum anderen kann sie nicht so schnell billige Energie herbeischaffen. Kurzfristig kann der Staat den Bürgern und Unternehmen bei den Energiesteuern entgegenkommen sowie die Belastungen verringern. Allerdings entgehen dem Staat auch Einnahmen, die durch spätere Steuererhöhungen oder durch höhere Schulden wieder ersetzt werden müssen.
Was sagen die Fondsmanager?
Der Krieg in der Ukraine wird mit 44 Prozent der befragten Fondsmanager als mit Abstand größtes Risiko eingestuft. Auf Platz 2 mit ca. 21 Prozent kommt die Sorge vor einer Rezession – und mit 18 Prozent dann die Sorge vor einer Inflation. Auch sorgen sich rund zwei Drittel der befragten Fondsmanager vor einer Phase der Stagflation. Gleichwohl rechnen rund 35 Prozent mit einem Aufschwung der Wirtschaft; im Februar lag dieser Wert allerdings noch bei 65 Prozent. Eine höhere Inflation wird von der mehr als der Hälfte der Befragten befürchtet.
Stagflation: Was bedeutet das für die Geldanlage?
Fakt ist: Eine Stagflation ist für Anlegerinnen und Anleger eine herausfordernde Zeit. Legen sie ihren Fokus auf Zinsprodukte wie Tages- oder Festgeld, müssen sie mit der Gefahr leben, dass die Notenbanken die Zinsen erhöht, um die Inflation zu bekämpfen. Daher empfiehlt die Blumenau Finanzplanung, sich bei der Geldanlage etwa in Festgeld nicht zu lange zu binden. Es ist aus Sicht der Blumenau Finanzplanung ratsam, verschiedene Laufzeiten zu wählen, also entweder sechs Monate, ein Jahr oder zwei Jahre. So werden regelmäßig Anlagebeträge frei verfügbar, die wiederum neu angelegt werden können. Und mögliche Zinsanstiege können mitgenommen werden.
Aktien sollten auch bei einer Inflation den größten Teil der Investments ausmachen, da sie auf lange Sicht die rentabelste Anlageklasse sind. Die Anteilsscheine sind Sachwerte, denn sie beteiligen sich an Unternehmen, an deren Produktionsanlagen und der Belegschaft. Dennoch stehen Aktienanleger beim Vorliegen einer Stagflation vor einer besonderen Situation. Ist das Wachstum schwach oder gar negativ, drückt das auch auf die Gewinne der Firma und somit auch auf die Höhe der Aktienkurse.
Bezüglich des Aktienanteils sollten Anlegerinnen und Anleger für den Kernbestand Unternehmen auswählen, die ihre steigenden Preise auf ihre Kunden umlegen können, sowie Firmen, die durch die Inflation weniger stark betroffen sind. Aus Sicht der Blumenau Finanzplanung handelt es sich weitestgehend um Technologiekonzerne und um etablierte Gesundheitsunternehmen.
Sollte sich die Stagflation verfestigen sind zudem Unternehmen aus dem Rohstoffsektor oder auch Goldminen aus Sicht der Blumenau Finanzplanung eine gute Wahl.