Rente mit 68?
Reformbedürftigkeit des Rentensystem drängt
Und das, obwohl die strukturellen Probleme des System längst bekannt waren. Die Entscheidung, wie es mit der Rente ab dem Jahr 2025 weitergeht, wurde immer wieder auf die lange Bank geschoben. Diese kurzsichtige Politik geht vor allem zulasten der jungen Generation, die sich nur langsam der Problematik bewusst wird.
Nun fällt der Politik die Rententhematik – mitten im Wahlkampf – wieder auf die Füße.
Die Rentenpolitik gerät zunehmend in den Fokus des Wahlkampfes und somit auch in die Berichterstattung. Den Auftakt rund um das brisante Thema machten dabei wissenschaftliche Berater der Bundesregierung, die eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 68 für unumgänglich sehen. Andernfalls drohe ihrer Einschätzung nach die Rente auf einen „Finanzierungsschock“ zuzusteuern. Sie fordern grundlegende Reformen des aktuellen Rentensystems, wie etwa eine höhere Altersgrenze, da ansonsten die Zuschüsse in die Rentenkasse schon sehr bald den Bundeshaushalt torpedieren würde. Auch wenn unser derzeitige Finanzminister Olaf Scholz die Glaubwürdigkeit des Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirates stark in Frage stellt, sind sich doch viele andere Rentenexperten, wie beispielsweise der Rat der Wirtschaftsweisen, darüber einig, dass unser aktuelles Rentensystem neu justiert werden muss und erhebliche finanzielle Mehrbelastungen drohen.
Grund für die drohende Schieflage unseres Rentensystems ist ein strukturelles Problem. Die Babyboomer Jahrgänge, die in den letzten 10 Jahren kräftig Geld in die Rentenkasse eingespült und Rentenbonbons wie Mütterrente ermöglicht haben, gehen bald selbst in Rente. Das bedeutet kurzum: Es kommt zu einem Ungleichgewicht, denn die Zahl der Rentner wird kräftig steigen, während gleichzeitig die Zahl der Beitragszahler sinken wird. Insbesondere ab 2025 kann es für unser Rentensystem problematisch werden.
Zur Lösung des Rentenproblems schlagen Experten vor, die Altersgrenze des Renteneintrittsalters an die Entwicklung der Lebenserwartung zu koppeln. Das bedeutet: Steigt die Lebenserwartung um ein Jahr, steigt auch das Eintrittsalter um 8 Monate. In dem vorgestellten wirtschaftlichen Gutachten der Experten wird ein Renteneintrittsalter mit 68 im Jahr 2042 prognostiziert. Nach Einschätzung des Beirates müssten andererseits stark steigende Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt in die Rentenkasse fließen, wenn die gültigen Haltelinien für die Rentenbeiträge und das Rentenniveau gehalten werden sollten. Dies würde allerdings stark zulasten von Zukunftsinvestitionen zum Beispiel in Bildung, Infrastruktur und Klimaschutz gehen und die Belastbarkeit unseres Sozialsystems untergraben.
Eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 bzw. 68 würde die Arbeitswelt vor neue ungeahnte Herausforderungen stellen. Verständlicherweise gibt es Berufe, die Arbeitnehmer nicht mehr im hohen Alter ausüben können, wie beispielsweise Berufe im Baugewerbe. Daher fordern die Wirtschaftsweisen schon jetzt Weiterbildungskonzepte sowie präventive und rehabilitierte Maßnahmen einzuführen, um auch ein spätere Beschäftigung im Alter zu ermöglichen.
Die Expertise sowie die Einschätzung der Rentenexperten sorgt verständlicherweise für heftig Aufruhr bei vielen Politikern. Denn in der heißen Wahlkampfphase können solche Hiobsbotschaften äußerst unangenehm und heikel werden.
Fakt allerdings ist: Die Verrentung der zahlenstarken Jahrgänge stellt den deutschen Staat vor große Probleme, da sie die Aufgabe meistern muss, ihren sozialstaatlichen Zahlungsverpflichtungen gegenüber der Babyboomer-Generation gerecht zu werden. Das Thema Rente ist daher neben dem Klimathema sicherlich das herausforderndste und das nicht nur für die nächste Legislaturperiode.