Im Fokus heute: Kryptowährungen
Bitcoin & Co sollen umweltfreundlicher werden
Doch mit der Bitcoin Rallye stieg auch der Energiebedarf der Kryptowährungen massiv an. Insbesondere in Zeiten des Klimawandels steht die Kryptobranche somit vor besonderen Herausforderungen. Zumal die Hiobsbotschaft von Elon Musk, in Zukunft für Tesla keine Bitcoins eben aufgrund dieses hohen Energieverbrauchs zu akzeptieren, der Kryptobranche einen Dämpfer bescherte. Seitdem ist der Bitcoin-Kurs drastisch eingebrochen und hat sich bis dato noch nicht erholt. Der Ruf der Schmuddelwährung klebt erst einmal an Kryptowährungen und wird sicherlich nicht einfach loszuwerden sein.
Fakt ist: Ein nachhaltiges Finanzsystem, welches auch im EU-Aktionsplanes implementiert ist, wird immer bedeutender. Für viele Anleger steht die Ökobilanz eines Finanzproduktes zunehmend im Fokus ihres Investmentinteresses. Ein zu hoher Energieverbrauch wie bei Bitcoin und Co. könnte somit ein Ausschlusskriterium für Anleger darstellen.
Der Bitcoin wird durch das sogenannte „Schürfen“, im englischen „Mining“ geschaffen. Kryptowährungen zu schürfen erfordert eine enorme Rechenleistung und ist daher eine energieintensive Sache. So schätzen Forscher der Universität Cambridge, dass das Schürfen von Bitcoins pro Jahr etwa 114 Terawattstunden Strom verbraucht. Das entspricht ungefähr dem Stromverbrauch der Niederlande. Als Grund hierfür wird das „Proof of work“ Konzept angeführt, bei dem die Miner die sogenannte Blockchain, die Buchhaltung des Systems, fortschreiben. Der Anreiz für Miner, sich am Mining Prozess zu beteiligen steigt, je höher der Preis pro Bitcoin ist. Je mehr Miner sich beteiligen desto höher der Stromverbrauch. Erste Forschungsergebnisse bezüglich der Klimafinanzierung weisen zudem daraufhin, dass der Stromverbrauch der gesamten Kryptobranche sogar um einiges höher ist als bisher vermutet. Ferner belegen Untersuchungen der Universität Cambridge, dass die Kryptobranche bis dato nur rund 39 Prozent erneuerbare Energien, meist generiert durch Wasserkraft, als grüne Quelle nutzt.
Doch nicht nur die Kryptobranche steht unter dem nachweislichen Verdacht, klimafeindlich zu agieren. Auch hat gerade die Förderung der klassischen Edelmetalle, insbesondere die Goldförderung, keinen sonderlich guten Ruf und es ist häufig die Rede vom schmutzigen Gold. Die Schlagzeilen in der internationalen Berichterstattung beschäftigen sich mit dem Geschäft des schmutzigen Goldes und den Folgen sowohl auf die Bevölkerung als auch auf die Umwelt. Sie handeln von der
- Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes
- Verseuchung des Dschungels mit Quecksilber
- Sozialen Verwüstung durch Gewalt, Drogen- und Waffenhandel, Geldwäsche, Sklavenarbeit etc.
Die ökologischen und sozialen Sünden der Goldförderung können jedoch auch nicht den Stromverbrauch von Bitcoin & Co. schmälern. Und auch die sozialen Kosten bei der Herstellung des „digitalen Goldes“ liegen noch schwer im Argen. So waren Anfang April 21 Bergleute im einem Kohlebergwerk in der chinesischen Provinz Xinjiang eingeschlossen, was zu einem Kraftwerkausfall und einem Einbruch der Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerkes führte.
Die Kryptobranche sucht nach neuen Strategien, um die Kryptowährungen grüner werden zu lassen. Eine davon ist, den Strom für das Bitcoin-Mining aus nachhaltigen Energiequellen zu gewinnen – am besten dort, wo ohnehin grüner Strom im Überschuss produziert wird. Das in Deutschland ansässige Unternehmen Northern Bitcoin hat daher mobile Rechenzentren entwickelt. Seit Anfang 2021 stehen diese Mining-Rechner im Westen Norwegens wo derzeit 100 Prozent regenerative Energie zu EU-weit niedrigsten Strompreisen genutzt werden kann.
Es gibt weitere Gedankenspiele, den Strom für das Bitcoin Mining nachhaltiger zu produzieren. So will das Netzwerk Celo eine „klimaneutrale Blockchain“ aufbauen, bei der der Transfer der Coins auf der Blockchain nachhaltiger werden soll. Im Gegensatz zu herkömmlichen Blockchains treten hierbei nicht mehr eine Vielzahl von Servern gegenüber, um Transaktionen zu bestätigen, sondern es wird ein Nutzer dafür zufällig ausgewählt was den Energieverbrauch drastisch reduziert. Ziel ist es den Bitcoin mit diesem Verfahren CO2-neutral handelbar zu machen. Diesem energiesparenderen Verfahren „State of stake“ wird bis dato der größte Effekt zugesprochen. Jedoch wird dieses Verfahren unter Krypto-Fans eher kritisch betrachtet, da nicht mehr diejenigen über das Netzwerk bestimmen, die die größte Rechenleistung besitzen, sondern nur noch diejenigen mit dem größten Kryptovermögen.
Fakt ist aber auch: Der politische Druck auf die Kryptowelt steigt in diesem Jahr aufgrund des hohen Stromverbrauchs an. Die Türkei beispielsweise hat bereits im April Kryptozahlungen verboten und selbst China, bisher der größte Mining- Standort weltweit, hat damit begonnen, erste Minen wegen des Energieverbrauchs zu schließen. Die Flucht der Miner aus China könnte dabei paradoxerweise die Kryptowelt grüner werden lassen - durch eine Verlagerung an Standorte mit sauberer Energieerzeugung.
Im Fokus heute steht der Weg, den Strom fürs Bitcoin-Mining nachhaltiger werden zu lassen. Es gibt bereits erste Gedankenspiele, einen Öko-Bitcoin ins Leben zu rufen. Dann würde jeder Bitcoin Auskunft über den für seine Produktion verwendeten Strom geben.
Tatsache ist: Innerhalb der Krypto-Industrie gibt es seit der Ankündigung von Elon Musk, Bitcoin nicht mehr als Zahlungsmittel für Tesla zu akzeptieren, verstärkt Bemühungen, Bitcoin beziehungsweise Bitcoin-Mining umweltfreundlicher zu machen. Das soll beispielsweise gelingen durch erneuerbare Energiequellen fürs Bitcoin-Mining. Etwa über Solaranlagen, Windkraftwerke, Wasserkraftgeneratoren oder durch die thermische Energie, die Vulkane bereitstellen.
El Salvador könnte mit seinem Bitcoin-Vulkan-Mining-Konzept womöglich zum „Green Mining“-Pionier werden. Interessant dabei ist, dass El Salvador, das Land mit den meisten Vulkanen, zur Zeit die Wahlheimat von Elon Musk ist. Sicher auf jeden Fall ist, dass das Thema Bitcoin uns noch einige Zeit begleiten wird.
Die Blumenau Finanzplanung stuft Investments in Kryptowährungen generell als kritisch ein. Kryptowährungen generieren keinen Cashflow, keine Dividendenausschüttung. Sie sind und bleiben hochspekulativ. Insbesondere für einen langfristigen Vermögensaufbau sind die Schwankungen zum heutigen Zeitpunkt einfach zu groß.