Kapitalmarkt: Die Inflation schwächt sich ab – Zinssenkungen werden wahrscheinlicher
Anlagestrategie: Geldpolitik wird vermutlich gelockert
Durch massive Eingriffs der Europäische Zentralbank (EZB) betrug sie vor einem Jahr mehr als 5 Prozent, in diesem Juni lag die Teuerungsrate noch bei 2,5 Prozent. Fakt ist: Die Inflation sinkt nur noch langsam. Es wird erwartet, dass die Inflation nicht vor Herbst 2025 auf das erklärte EZB- Ziel von zwei Prozent zurückgehen wird.
Die Bedeutung des 2-Prozent-Inflationsziels
Das Inflationsziel von 2 Prozent wird von vielen Zentralbanken weltweit, darunter die Europäische Zentralbank (EZB) und der Federal Reserve Bank (Fed) in den USA als ideal angesehen. Dieses Ziel ist ein Kompromiss zwischen zu hoher und zu niedriger Inflation.
Zu hohe Inflation
Sie führt zu einem raschen Anstieg der Preise, was wiederum die Kaufkraft der Konsumenten mindert und zu wirtschaftlicher Unsicherheit führen kann.
Zu niedrige Inflation
Eine zu niedrige Inflation kann Investitionen oder Konsum ausbremsen, da die Erwartung sinkender Preise in der Zukunft zu einem Aufschub von Ausgaben führt.
Ein moderates Inflationsniveau von 2 Prozent unterstützt die Preisstabilität und fördert nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum.
Fakt ist: Der allgemeine europäische Trend, dass die Inflation nur noch sehr langsam sinkt, ist auch in Deutschland erkennbar. So stellte die Bundesbank jüngst fest, dass seit Jahresbeginn 2024 nur noch kleinere Erfolge bei der Inflationsbekämpfung erzielt werden.
Die folgenden Erkenntnisse der Bundesbank, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und von Geschäftsbanken lassen auf eine Vielzahl von Ursachen schließen. Es werden sechs Ursachen hinter dieser Entwicklung vermutet:
- ]Es kann beobachtet werden, dass die Wirtschaft die durchgeführten Zinserhöhungen unerwartet gut verkraftet hat. So ist selbst die befürchtete Rezession in Deutschland - als wirtschaftlich größtes Land mit der zuletzt schlechtesten Konjunkturentwicklung innerhalb Europas - ausgeblieben. Die robuste Wirtschaft hat u.a. zur Folge, dass die Unternehmen keinen Druck verspüren, ihre Preis- und Lohngestaltung einzuschränken.
- Es zeigt sich, dass insbesondere im Dienstleistungssektor die Inflation langsamer sinkt. Die Bundesbank erklärt sich diese Entwicklung mit einer maßgeblich anziehenden Nachfrage. Gleichwohl schlagen bei Dienstleistern die Löhne stark auf die Kosten durch. Dies hat zur Folge, dass sich das stärkere Lohnwachstum preistreibender als in der Industrie auswirke.
- Trotz steigender Preise im Dienstleistungssektor sind die Beschäftigten nicht produktiver geworden. Insofern steigen die Qualität und Leistung nicht gleichermaßen wie die Löhne. Dies allerdings ist für die Unternehmen zwingend notwendig damit nicht nur ihre Kosten, sondern auch ihre Erträge wachsen.
- Im Laufe des letzten Jahres sanken viele Rohstoffpreise bedingt durch die Beilegung der Störungen in den globalen Lieferketten. Die Bundesbank hält jedoch fest, dass die Entlastungen von der Angebotsseite zum größten Teil ausgelaufen seien. Daher gehe man davon aus, dass sie einen weiteren Rückgang der Inflation nicht begünstigen würden. Vielmehr rechnet man damit, dass die geopolitischen Risiken tendenziell wieder steigen werden.
- Die internationalen Lieferketten kommen nicht zur Ruhe. So treiben die anhaltenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten die Frachtraten für Containerschiffe auf den höchsten Stand seit rund zwei Jahren. Insbesondere stark angestiegen sind daher die Preise für Warenlieferungen aus China nach Europa.
- Steigende Mieten haben ebenfalls zur Folge, dass ein weiterer Rückgang der Inflation ins Stocken geraten ist. Insbesondere in den USA ist dieser Trend zu erkennen. Fachleute erklären das unter anderem damit, dass die Mieten dort besonders stark den freien Kräften des Marktes ausgesetzt seien. Ein aktueller Bericht der Dachorganisation der Notenbanken BIZ mahnt bereits: Wenn Vermieter höhere Finanzierungskosten an ihre Mieter weiterleiten oder sich mehr Haushalte sich für die Miete statt für den Kauf entscheiden könnten die Wohnkosten abermals steigen.
Fazit der Blumenau Finanzplanung:
Die Rückkehr zu einer stabilen 2-prozentigen Inflation bleibt eine komplexe und langwierige Aufgabe. Experten der EZB sind jedoch optimistisch gestimmt, dass dieses Ziel zeitnah erreicht werden kann. Die Bundesbank teilte jüngst mit, dass weitere Zinssenkungen „sorgfältig“ mit der Datenlage abgewägt würden.