Ist der aktuelle Bauspar-Boom berechtigt? Was sind die Gründe?
Vor- und Nachteile von Bausparverträgen
Derzeit verzeichnen Banken aufgrund der stark gestiegenen Kreditzinsen einen deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Immobilienkrediten. Demgegenüber stehen die Bausparkassen, die sich über einen deutlichen Geschäftszuwachs freuen. Grund hierfür: Mit einem Bausparvertrag soll die Darlehensvergabe mittlerweile günstiger ablaufen als mit einem normalen Immobilienkredit der Bank. So zumindest ist das das Versprechen vieler Bausparkassen, die vor allem ihre niedrigen Kreditzinsen anpreisen.
Was sind die Vorteile von Bausparen?
Aus Sicht der Blumenau Finanzplanung liegt aber der wesentliche Vorteil des Bausparens in den sicheren Zinsen.
Das Prozedere des Bausparens ist recht simpel und solidarisch: Statt sich als Einzelperson an eine Bank zu wenden und einen Immobilienkredit aufzunehmen, zahlt man mit vielen anderen Menschen in einen großen Topf ein – und bekommt auf seine Spareinlagen sogar Zinsen. Wie lange der Sparer sparen muss, hängt von der Bausparsumme und der monatlichen Ansparrate ab.
Wenn genügend Geld beisammen ist, bekommen die Sparer im Kollektiv der Bausparkasse nach und nach ihre Darlehen zu einem vorher festgelegten Zins.
Dies ist aus Sicht der Blumenau Finanzplanung ein großer Vorteil des Bausparens: Bausparkunden wissen genau, wie hoch ihr Darlehenszins sein wird - selbst, wenn sie über ein Jahrzehnt auf Ihr gewährtes Darlehen warten müssen.
Ein weiterer Vorteil ist sicherlich, dass jeder der möchte ein Darlehen bekommen kann, da er seine Kreditwürdigkeit in der Ansparphase aus eigener Kraft erspart. Dies ist insbesondere für solche Menschen interessant, die anderweitig kein Kredit bekommen würden. Auch für ältere Menschen kann das Bausparen attraktiv sein, da sie es ansonsten schwerer haben, an Baugeld zu kommen. Bausparverträge können auch über kleinere Summen angeschlossen werden. Hinzu kommt, dass Bauspardarlehen jederzeit teilweise oder voll getilgt werden können. Bei normalen Darlehen müssen Darlehensnehmer eine Vorfälligkeitsentschädigung an die Bank für entgangene Zinsen zahlen.
Was sind die Nachteile von Bausparen?
Auch wenn die Vorteile des Bausparens auf den ersten Blick verlockend erscheinen, gibt es aus Sicht der Blumenau Finanzplanung auch eine ganze Reihe von Nachteilen, die Bausparverträge unattraktiv machen.
Als erstes wären das zum einen die hohen Kosten, die gleich zu Beginn bereits bei der Unterzeichnung des Bausparvertrages anfallen. So fallen zwischen einem und 1,6 Prozent der Bausparsumme als Abschlussgebühr an. Das kann bei einer Bausparsumme von 100 TEUR zwischen 1.000 und 1.600 Euro ausmachen. Insofern startet die Ansparphase zunächst einmal mit einem Minus.
Insgesamt sollte man vor Vertragsabschluss genau überprüfen, wie sich Gebühren und Zinsen berechnen. Die Rechenbeispiele der Bausparkassen, die diese verpflichtend veröffentlichen müssen, helfen dabei, Kostenfallen zu entdecken. Auch der jährliche Effektivzins, also der Zins, der die jährlichen Kosten des Kredits beschreibt, muss dem Darlehensnehmer vor Vertragsabschluss mitgeteilt werden und hilft dabei Kosten zu überblicken.
Bei den derzeitig niedrigen Anspar-Zinssätzen von 0,1 bis 0,5 Prozent wird der Kunde es kaum schaffen, bis zum Zuteilungstermin des Bausparvertrages die anfänglichen Abschlusskosten über die Zinserträge wieder reinzuholen. Die niedrigen Zinsen spiegeln somit den Preis wider, der für den sicheren Zins des Darlehens zu zahlen ist.
Fakt ist somit: Für alle Sparer, die davon ausgehen, dass die Zinsen in zehn oder 15 Jahren nicht doppelt so hoch sein werden, sondern vielleicht nur ein bis zwei Prozentpunkte, ist es somit wesentlicher günstiger, mit gut verzinsten Tages- oder Festgeldangeboten anzusparen und im Anschluss ein ganz herkömmliches Darlehen auszuwählen. So liegt der Zinssatz derzeit bei Tagesgeld um die 1,6 Prozent und beim Festgeld mit einem bis zwei Jahre Laufzeit zwischen 2,8 und 3,1 Prozent.
Um noch effektiver anzusparen, ist es aus Sicht der Blumenau Finanzplanung am lohnenswertesten, einen Investmentfonds zu besparen, um dann gegen Ende der Sparphase in Tages- und Festgeld umzuschichten.
Bausparverträge sind in der Regel sicherer, aber sie bieten auch deutlich weniger Ertrag. Fonds eignen sich daher eher für Anleger, die bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen, um die Chance auf höhere Renditen zu erhöhen. Bausparverträge eignen sich eher für Anleger, die eine sicherere Anlage mit geringerem Risiko suchen.
Was lohnt mehr? Ein Darlehen mit Bausparvertrag oder ein reines Darlehen?
Auch wenn die Zinsen, die später für das Darlehen verlangt werden, aus heutiger Sicht sehr verlockend erscheinen, kann derzeit niemand wissen, wie hoch die Zinsen in zehn oder 15 Jahren bei einem herkömmlichen Darlehen sein werden. Insofern gehen Bausparer immer eine Wette auf hohe Zinsen in der Zukunft ein.
Stellt man das das Darlehen mit Bausparvertrag einem reinem Darlehen gegenüber, hat sich herauskristallisiert, dass ein Darlehen mit langer Zinsbindung günstiger ist als eine Kombination aus Bankdarlehen und Bausparvertrag. Das liegt vor allem daran, dass bei einem reinen Darlehen von Anfang an mehr Geld in die Tilgung fließt als bei der Kombi-Lösung.
Das Blatt wendet sich erst, wenn bei einem langlaufenden Darlehen ein besonders hoher Zins von deutlich über vier Prozent auf ein sehr günstiges Bauspardarlehen trifft.
Resümee der Blumenau Finanzplanung:
Der wesentliche Nachteil eines Bausparvertrages ist, dass erst ein Mindestsparguthaben angesammelt werden muss, um ein Darlehen zu erhalten. Je nach Bausparkasse können das zwischen 30 % und 50 % der gesamten Bausparsumme sein.
Wer also seine Traumimmobilie gefunden hat und das Geld in naher Zukunft benötigt, sollte ein Immobilienkredit bei der Bank auswählen als erst zu diesem Zeitpunkt einen Bausparvertrag abzuschließen.