Hohe Finanzierungszinsen und Lieferengpässe: Ende der Immobilienrallye in Sicht
Immobilienpreise in Großstädten werden sinken
Fakt ist: Die kräftig steigende Bauzinsen, die Unsicherheit wegen des Ukraine-Kriegs, die kontinuierlich steigenden Preise für Baustoffe sowie anhaltende Lieferengpässe - die Turbulenzen im Immobilienmarkt nehmen zu. Besonders wegen der steigenden Zinsen können sich immer mehr Leute den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses nicht mehr leisten. Endet nun bald der Immobilienboom?
Die gute Nachricht vorab: Es zeichnet sich kein spektakuläres Platzen einer Blase mit heftigen Preisstürzen ab. Vielmehr gehen Experten davon aus, dass es in einigen Städten zu leichten Preiskorrekturen kommen wird. Sollten die Bauzinsen jedoch noch weiter steigen sind auch deutlichere Rückgänge möglich.
Finanzierungszinsen
Bereits im vergangenen Sommer setzte eine Trendwende bei den Bauzinsen ein. Sie fingen langsam an zu steigen. Doch seit Anfang dieses Jahres konnte ein unerwartet rascher Anstieg der Bauzinsen verzeichnet werden. So hätte man zu Jahresbeginn noch einen Kredit mit einer Laufzeit von zehn Jahren noch zu einem Zins von einem Prozent bekommen können. Jetzt mittlerweile liegt die Drei-Prozent-Marke in Reichweite. Und ein Ende scheint nicht in Sicht. Wobei Experten nicht davon ausgehen, dass die Zinssteigerungen nicht so heftig, wie in den letzten Monaten ausfallen.
Fakt aber ist: Aufgrund der höheren Zinsen wird sich der ein oder andere von seinem Traum von einem Eigenheim verabschieden müssen. Somit dürfte die Nachfrage sinken und damit auch die Preise nach unten drücken.
Historisch betrachtet liegen die Bauzinsen trotz des Anstiegs seit Jahresbeginn immer noch niedrigen Bereich. Und auch die Tatsache, dass nicht wenige Immobilienkäufer über ausreichendes Eigenkapital verfügen und daher nicht auf einen Kredit angewiesen sind untermauert die These, dass die Nachfrage nach Immobilien nicht komplett zum Erliegen kommen wird.
Baukosten
Darüber hinaus kommen aufgrund der hohen Baukosten zunehmend Zweifel auf, dass zukünftig genügend Wohnungen gebaut werden, um mit der Nachfrage Schritt zu halten. Anhand der Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt sich, dass im vergangenem Jahr 350.000 neue Wohnungen geplant, wovon aber lediglich 293.393 gebaut wurden. Zurückzuführen ist dies nicht zuletzt auf Lieferengpässe, Rohstoffknappheit und hohen Preissteigerungen bei Baustoffen. Ganz zu schweigen von der Personalknappheit im Baugewerbe.
Deutliche Preisrückgänge in Frankfurt und Berlin
Nach Einschätzung des Online-Portals Immowelt kommt es besonders in Frankfurt zu einem spürbaren Rückgang. Man schätzt, dass die Preise bis zum Jahresende um ca. fünf Prozent zurückgehen werden. Dies ist somit die stärkste Veränderung aller untersuchten Städte. Aktuell kostet der Quadratmeter in Frankfurt noch 6.600 Euro. Bis Dezember schätzt man geht der Quadratmeterpreis auf 6.260 Euro zurück. In Frankfurt sind die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren besonders dramatisch gestiegen.
Doch auch in Berlin, so schätzt Immowelt, dürfte der Preisboom der vergangenen Jahre ein Ende finden. Für die Hauptstadt wird mit einem Preisrückgang für Immobilien von drei Prozent bis Dezember gerechnet.
Fakt ist aber: Die erwarteten Preisentwicklungen gelten nicht für alle deutschen Städte. Für München beispielsweise wird nach wie vor mit einem Anstieg von einem Prozent gerechnet. Wobei dann die Preisspitze als Deutschlands teuerste Großstadt mit 9.670 Euro pro Quadratmeter erreicht sein dürfte. Und auch in Hamburg und Hannover wird weiterhin mit einem Preisanstieg gerechnet.
Gleichwohl wird nicht erwartet, dass die erwarteten Preisentwicklungen alle Gebäude gleichermaßen treffen wird. Immowelt weist darauf hin, dass besonders bei älteren, unsanierten Wohnungen die Nachfrage deutlich zurückgehen dürfte. Dies liegt nicht zuletzt neben den gestiegenen Zinsen auch an den hohen Sanierungskosten sowie dem aktuellen Handwerkermangel.