Hauskauf: Welche Auswirkungen hat die Wärmewende auf den Immobilienmarkt?
Ab jetzt gilt: Wärme ist die neue Lage
Die Wärmewende steht für den Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung im Gebäudesektor. Dahinter steht das Ziel, bis 2050 einen weitgehend klimaneutralen Immobilienbestand in Deutschland zu erreichen. Dafür soll die Energieeffizienz bei den Immobilien erhöht und die Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt werden.
Im Klartext bedeutet das: Die Bestandsgebäude müssen zum einen saniert werden. Zum anderen steigen die Anforderungen an eine erhöhte Energieeffizienz von Neubauten.
Die Wärmewende wird den bestehenden Immobilienmarkt kräftig umkrempeln. Denn de facto entscheidet jetzt nicht mehr nur die Lage einer Immobilie über den Preis, sondern auch deren Einstufung in eine Energieklasse. So werden energetisch schlecht sanierte Immobilien bedingt durch zukünftig hohe Öl- und Gaspreise sowie neue Heizungsregeln eklatante Preisabschläge erfahren. Womöglich könnten sogar manche Häuser unverkäuflich werden.
Derzeit durchlebt der deutsche Immobilienmarkt einen drastischen Wandel. Neben der Zinswende, der Inflation und der nach wie vor hohen Baukosten schwebt jetzt noch das Damoklesschwert Wärmewende über Deutschlands Immobilienmarkt.
Noch ist bis dato in Berlin bezüglich der Regeln zum Einbau neuer Heizungen ab 2024 nichts entschieden. Doch sicher ist: Zukünftig wird es für alle deutlich teurer werden, sein Haus oder seine Wohnung warm zu bekommen.
Gut sanierte Gebäude mit hohen Energieklassen werden derzeit bevorzugt gesucht. Die Blumenau Finanzplanung geht davon aus, dass dieser Trend nicht nur von vorübergehender Natur ist. Dies führt zu einer gravierenden Verschiebung am deutschen Immobilienmarkt. Bereits jetzt werden Gebäude mit schlechten Energieklassen zwischen G und H, wenn überhaupt, nur noch mit deutlichen Abschlägen verkauft. Deren Angebotspreise lagen schätzungsweise bis zu 28 Prozent tiefer lagen als bei energetisch guten Immobilien im ersten Quartal 2023. Derzeit ziehen Immobilienkäufer die absehbaren energetischen Sanierungskosten schlichtweg eins zu eins vom Angebotspreis ab. Da geht es dann schnell mal um fünfstellige Summen.
Fakt ist: Bei Mieter, Vermietern und Eigentümern herrscht derzeit eine große Verunsicherung. Die Politik fordert, dass die Investitionen, die bezüglich der Heizungen getätigt werden, nicht eins zu eins auf die Mieter umgelegt werden dürfen. Fakt ist aber: Vermieter dürfen die Kosten, die ihnen für die energetische Sanierung entstehen, auf die Miete draufschlagen - und zwar 8 Prozent pro Jahr. Doch was das für die Eigentümer und Vermieter bedeutet ist auch unklar. Der Immobilien- Eigentümerverband Haus & Grund fürchtet enorme finanziellen Mehrbelastungen. Es wird geschätzt, dass Eigentümer eines 140 Quadratmeter großen Ein- und Zweifamilienhauses, welches zwischen 1949 und 1978 erbaut wurde, mit Sanierungskosten zwischen 60 TEUR und schlimmstenfalls mit 190 TEUR rechnen müssen, um es auf den Standard EH 100 zu bringen, was nach den Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes als Standardhaus gilt.