Geldanlage: Macht es momentan mehr Sinn in Anleihen-ETFs als in Aktien-ETFs zu investieren?
Zinswende: Wichtige Fakten zu Anleihen- und Aktien-ETFs und -Fonds
Eine im März 2021 emittierte deutsche Staatsanleihe mit Fälligkeit 2036 stürzte um knapp 28 Prozent - mehr als doppelt so viel, wie der deutsche Aktienindex. Während die Zinsentwicklung die Erträge von bestehenden Anleihe-Portfolien verhagelte, dürfen sich neue Anleihekäufer freuen. Sie profitieren wieder von den höheren Zinsen und Renditen. So lassen sich beispielsweise mit Staatsanleihen der Euroländer, wie etwa mit italienischen oder griechischen Anleihen, Zinserträge von über vier Prozent erzielen.
Was sind Anleihen?
Eine Anleihe, egal ob Unternehmens- oder Staatsanleihe, stellt eine Schuldverschreibung dar, mit der sich der jeweilige Emittent (Schuldner) Fremdkapital von seinen Kapitalgebern einsammelt. Für dieses Kapital erhält der Käufer bzw. der Gläubiger einen fest vereinbarten Zins, welcher in der Regel jährlich ausgezahlt wird. Ausgestattet sind Anleihen in den meisten Fällen mit einem festen jährlichen Zinskupon, der sich nach der allgemeinen Zins-Lage, der Laufzeit der Anleihe und der Bonität des Schuldners richtet. Neben diesem jährlichen Zinssatz erhält der Kapitalgeber am Ende der Laufzeit der Anleihe seinen vollen Anlagebetrag wieder zurück, vorausgesetzt der jeweilige Staat bzw. das jeweilige Unternehmen ist nicht zahlungsunfähig.
Welche Renditechancen ergeben sich für Anleihen gegenüber Aktien?
Langfristige Anlegerinnen und Anleger können bei Aktien auf eine attraktive Rendite hoffen. Kursschwankungen während der Haltedauer werden in der Regel ausgeglichen. Verläuft das Unternehmen grundsätzlich in eine positive Richtung, ergibt sich damit über die gesamte Laufzeit ein Kursgewinn. Die jeweilige Rendite fällt dabei sehr unterschiedlich aus. Bei einem Gewinn realisieren Anlegerinnen und Anleger regelmäßig eine Dividende, die für viele eine bedeutende Rolle spielt. Anleihen bieten ihren Anlegerinnen und Anleger im Unterschied dazu eine reguläre Zahlung von Zinsen. Je nach Bonität des Emittenten fallen diese höher oder niedriger aus. Emittenten mit geringerer Kreditwürdigkeit zahlen höhere Zinsen. Im Unterschied zu Dividenden sind sich Anlegerinnen und Anleger ihrer Zinsen über die gesamte Laufzeit sicher. Kursgewinne ergeben sich bei Anleihen nur, wenn Anlegerinnen und Anleger sie während der Laufzeit zu einem höheren Kurs (mehr als 100%) verkaufen.
Was bedeuten steigende Zinsen für die Kurse?
Steigende Zinsen am Markt bedeuten, dass es für neue Anleihen höhere Zinskupons gibt als für laufende Emissionen. Diesen höheren Zinskupons passen sich die Renditen bereits begebener Anleihen an – indem ihr Kurs sinkt. Anleger, die bei niedrigerem Zinsniveau Anleihen gekauft haben, drohen hingegen Kursverluste – wie auch im Vorjahr geschehen.
Ein Beispiel: Wird eine Anleihe zu einem Kurs von 100 von 100 und einem jährlichen Zinskupon von 2 Prozent auf den Nennwert ausgegeben, liegt die Rendite am Anfang bei zwei Prozent. Kommt es zu einem Kursverfall auf 85 erhält die neuen Käufer immer noch zwei Euro pro Jahr allerdings nur noch auf einen Einsatz von 85 Euro. Die Rendite ist somit auf 2,5 Prozent gestiegen. Steigt allerdings der Kurs auf 120, dann sinkt wiederum die Rendite.
Beim Kauf weiß jeder Käufer direkt mit welchem Ertrag er rechnen kann, wenn er eine Anleihe bis zur Fälligkeit hält. Allerdings können sich zwischenzeitlich die Anleihen, die auch Renten und international Bonds genannt werden, drastisch bewegen und somit dem Anleger hohe Buchverluste einbringen.
Fakt ist: Die derzeit stark steigenden Marktzinsen sind für die Kurse kontraproduktiv. Steigen die Zinsen, verkaufen nämlich in der Regel professionelle Investoren ihre alten Anleihen mit niedrigem Zins und erwerben neue mit höheren Kupons.
Solide Anleihe-Fonds und Anleihe-ETFs im Portfolio-Bestandteil
Mit Anleihe- bzw. Bond-ETFs können Anleger kostengünstig und breit gestreut auf Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen setzen. Darüber hinaus gibt es ETFs auf Indizes, die inflationsindexierte Anleihen enthalten. Dabei handelt es sich um Produkte, deren Zinsausschüttungen in Abhängigkeit von der Inflationsentwicklung steigen oder fallen können.
Je höher solide Anleihen-ETFs im Depot gewichtet sind, umso geringer ist das Risiko des Portfolios. Denn die Kurse von Anleihen, die von Regierungen oder Unternehmen mit guten Bonitätsnoten platziert wurden, bleiben in der Regel auch dann stabil oder steigen sogar im Wert, wenn die Aktienmärkte auf Talfahrt sind. Als risikoarme Portfolio-Komponente helfen Anleihen also besonders in Krisenzeiten, Verluste zu reduzieren.
Blickt man zurück auf die Hitlisten der letzten zwei Jahre, zeigt sich, dass insbesondere Fonds mit Anleihen kürzerer Laufzeiten vorne liegen. Sie reagieren deutlich schwächer auf starke Zinsveränderungen. Dennoch haben alle Fonds- und ETF Häuser Produkte im Portfolio, die in unterschiedliche Staats- und Unternehmensanleihen investieren sowie Papiere, die spezieller ausgerichtet sind wie beispielsweise Euro-Staatsanleihen, Sovereign Bonds in Schwellenländern auf Green Bonds etc.