Corona-Krise trifft Lebensversicherungen schwer
Festzuhalten bleibt aber auch, dass der Abschluss einer Lebensversicherung nach wie vor der wichtigste Eckpfeiler bei der Gestaltung der privaten Altersvorsorge der Deutschen ist. Derzeit gibt es in Deutschland rund 83 Millionen laufende Lebensversicherungsverträge.
Doch wie stabil sind die deutschen Lebensversicherer in Zeiten von Corona? Inwieweit ist die Finanzstabilität der Versicherer gesichert?
Eine Studie der Hochschule Ludwigshafen hat die zwölf großen Lebensversicherer bezüglich ihrer Finanzkraft mit Hilfe eines Punktesystems unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse stellt die Blumenau Finanzplanung nun im Folgenden dar:
Die gute Nachricht schon mal vorab. Für die untersuchten Lebensversicherer sind nach heutigem Stand keine Insolvenzen zu befürchten. Trotz Corona Krise sind die untersuchten Unternehmen derzeit in der Lage, ihre Verpflichtungen zu erfüllen.
Spitzenreiter auf der Liste der leistungsstarken Versicherer ist, wie bereits in den Vorjahren, die Allianz Leben. Insbesondere bei den Bewertungsreserven, die eine Schutzfunktion gegen einen möglichen Zinsanstieg und Verluste bei Aktien, Immobilien oder anderen Anlageklassen bilden, schneidet die Allianz Leben mit rund 57,8 Mrd. Euro am besten ab. Sie erhält damit als einzige Assekuranz dafür das Label „ betriebswirtschaftlich sehr stark“.
Auf Platz 2 rangiert die Zurich Deutsche Herold, die sich zusammen mit der Axa Leben, der Nürnberger Leben, der Cosmos Leben sowie der Alten Leipziger Leben mit dem Prädikat „betriebswirtschaftlich stark“ einstufen lassen.
Das Schlusslicht der Rangliste der Versicherer ist die Debeka Leben, die hinsichtlich ihres betriebswirtschaftlichen Ergebnisses sowie der Verbrauchernote am schlechtesten abschneidet.
Die Altlasten in Form von hochverzinsten Altverträgen aus den Neunzigerjahren machen dabei der Debeka besonders zu schaffen.
Bei der folgenden Aufstellung handelt es sich um eine Handelsblatt-Grafik die auf Basis der Studie der Hochschule Ludwigshafen erstellt wurde. Sie gibt einen Überblick über das Abschneiden der Lebensversicherer bezüglich ihrer Finanzstabilität.
Abbildung 1: Lebensversicherer im Test, Handelsblatt-Grafik
Auf finanzielle Entlastungen von der Politik dürfen die Lebensversicherer nicht hoffen. Die für 2021 anvisierte Absenkung des Höchstrechnungszinssatzes von derzeit 0,9 Prozent auf 0,5 Prozent scheint in Berlin, bedingt durch die Unruhen der Coronakrise, erst einmal ad acta gelegt worden zu sein. Der Höchstrechnungszinssatz ist eine Kenngröße, die angibt in welcher Höhe Versicherer ihren Versicherten maximal eine Zinsgarantie auf ihr Guthaben nach Abzug der Kosten geben dürfen.
Somit stellt der Höchstrechnungszins sicher, dass der Versicherer ausreichend finanzielle Vorsorge in der Bilanz trifft und damit auch in Zeiten mit niedrigeren Zinsen als bei Vertragsabschluss nicht sofort überschuldet ist.
Derzeit versuchen immer mehr Versicherungen, ihre Altbestände abzustoßen (Run-off). Altverträge wurden früher teilweise mit hohen Zinsgarantien verkauft und belasten die Versicherer in der derzeitigen Niedrigzinsphase schwer. So verkaufte die Allianz beispielsweise jüngst einen Teil ihrer traditionellen Lebensversicherungen in Belgien.
Umstrittene Policen-Verkäufe machen zunehmend die Runde. Den größten Coup wickelte dabei die bereits stillgelegte deutsche Tochter Generali ab, die ihre rund vier Millionen Kunden an eine Abwicklungsplattform Viridium verkaufte. Doch die Einstellung des Neugeschäftes, sowie die Veräußerung von Lebensversicherungs-verträgen an spezialisierte Abwicklungsformen, ist besonders aus Sicht von Politikern und Verbraucherschützer kritisch einzustufen. Sie fürchten, dass für die Lebensversicherungskunden hierdurch langfristig Nachteile entstehen können. Verbraucherschützer gehen davon aus, dass dieses Geschäftsmodell zu einer Beteiligung der Versicherten am Unternehmenserfolg und zu einem schlechteren Kundenservice führen wird.