Bausparen: Niedrige Zinsen sichern? Lassen Sie sich nicht zum Bausparen verleiten!
Bausparverträge: Oftmals ein schlechtes Geschäft
Fakt ist: Seit Mitte 2022 klagen die Banken über ihr wegbrechendes Neugeschäft bei Hausfinanzierungen. Vor allem die massiv gestiegenen Finanzierungszinsen in Verbindung mit den immer noch hohen Immobilienpreise bremsen die Nachfrage bei den Hauskäufern aus. Aber auch die ausufernde Inflation sowie das Schreckgespenst Rezession sind ursächlich für die geringere Nachfrage. So ist insbesondere durch die seit März 2022 stark gestiegenen Kreditzinsen die Nachfrage nach klassischen Immobilienkrediten radikal zurückgegangen.
Demgegenüber freuen sich die Bausparkassen über einen überproportionalen Geschäftszuwachs bei Bausparverträgen. Als Verkaufsargument wird von ihnen überwiegend angeführt, dass mit einem Bausparvertrag die Darlehensvergabe über ihre Bank günstiger ablaufen soll als mit einem herkömmlichen Immobilienkredit der Bank. Das Versprechen vor allem auf ihre niedrigen Zinsen wird dabei von den Bausparkassen marketingtechnisch stark beworben. Slogans der Bausparkassen lauten etwa: „Schon ein Zinsanstieg um zwei Prozentpunkte kann einige zehntausende Euro Unterschied bei einer Finanzierung ausmachen. Mit einem Bausparvertrag können sie sich bereits heute günstige Zinsen langfristig sichern“. Dies ist wiederum nichts Neues, denn die Bausparkassen haben die Furcht der Darlehensnehmer vor noch höheren Zinsen schon seit eher her als Verkaufsargument für ihre Bausparverträge geschickt zu eigen gemacht.
1.Der Bausparvertrag ist eine Zinswette
Das Geschäftsmodell der Bausparkassen basiert auf dem Versprechen niedriger Zinsen. Zukünftige Immobiliennehmer sparen einige Jahre ein Guthaben an und bekommen zur Belohnung ein niedrig verzinstes Baudarlehen. So konservieren sie die heutige Zinslage für zehn oder mehr Jahre. Insofern ist ein Bausparvertrag immer die Wette auf steigende Zinsen in der Zukunft. Fakt ist aber: Zukünftige Darlehenszinsen vorherzusagen ist de facto genauso schwierig, wie Aktienkurse zu prophezeien. Auch die Verbraucherzentrale warnt angehende Kreditnehmer vor zu viel Vertrauen in die Glaskugel der Bausparkassen.
2. Niedrige Zinsen in der Ansparphase gleichen Anschlusskosten nicht aus
Hinzu kommt, dass der niedrige Finanzierungszins teuer eingekauft wird. Die Verzinsung des Guthabens in der langen Ansparphase liegt derzeit durchschnittlich bei mickrigen 0,1 Prozent. Selbst eine konservative Geldanlage bringt heute ca. 2,0 Prozent. Hinzu kommen die hohen Abschlussgebühren der Bausparverträge. Diese liegen im Schnitt bei einem bis 1,5 Prozent der Bausparsumme. Dies wiederum schlägt sich auf den Zinsertrag in der Sparphase nieder. Im Ergebnis hat der Bausparer am Ende der in der Regel über 10-jährigen Ansparphase immer noch einen Verlust. Die niedrigen Zinserträge sind über die komplette Ansparphase niedriger als die anfänglichen Abschlusskosten.
3.Bausparsumme reicht nicht für ganze Finanzierung
Fakt ist: Die gesamte Finanzierung lässt sich nicht mit einem Bausparvertrag bewältigen. Ein Bausparvertrag kann immer nur ein Teil einer ganzen Baufinanzierung sein, da das Darlehen in der Regel innerhalb eines kurzen Zeitraumes von sieben bis neun Jahre zurückgezahlt werden muss. Die Rückzahlung von einigen hundert Tausend Euro innerhalb eines so kurzen Zeitrahmes ist für die meisten Bausparer aufgrund der hohen Tilgungsraten nicht möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass der überwiegende Teil der Bausparer den Großteil ihres Darlehens über Marktzinsen finanzieren müssen. Somit könnte eine Finanzierung trotz eines günstigen Bauspardarlehens scheitern, wenn für den Rest der Finanzierungssumme fünf Prozent Zinsen gezahlt werden müsste.
4. Hoher Druck bei Bausparkassen
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass es bei den Bausparkassen auch immer wieder schwarze Schafe gibt, die versucht haben, mittels Schlupflöcher in ihren Verträgen Sparer auszutricksen. Zuletzt waren es die Marktzinsen, die die Bausparkassen mit ihren Renditeversprechen erheblich in Bedrängnis brachten. Mit der Folge, dass sie bestehende und für sie unwirtschaftliche Bausparverträge schlichtweg gekündigt haben. Somit gibt es auch heute keine Garantie dafür, dass sie nicht auch bei hohen Darlehenszinsen versuchen, bestehende Verträge zu kündigen. Letzten Endes möchten Bausparkassen ihre Produkte gewinnbringend am Markt zu verkaufen.
5. Hohe Inflexibilität bei Bausparverträgen
Bausparverträge sind schlechter als ihr Ruf und bei weitem nicht so flexibel wie von den meisten angenommen. Zwar können Kunden eigene Raten vereinbaren oder ihre Raten kündigen, doch geschieht dies immer nur in Rücksprache mit ihrer Bausparkasse. Letzten Endes können Bausparkassen sowohl die Zahlung der vollen Rate wie auch auf etwaige Nachzahlungen für zu wenig entrichtete Raten einfordern. Der Zeitpunkt der Zuteilung des Darlehens ist sehr fix und das kann für den Kunden zu einem Problem werden. Denn manchmal kann es nach der Zuteilungsmitteilung gegebenenfalls beim Kunden noch dauern, bis er das Darlehen braucht, während er aber gleichzeitig weiter einzahlen muss. Fakt ist: Je mehr Guthaben der Darlehensnehmer hat, desto weniger Darlehensanspruch hat er. Infolgedessen lohnt sich ein Bausparvertrag auch zur Finanzierung immer weniger.
6. Staatliche Förderung als Verkaufsmasche
Mit dem Argument staatliche Förderungen wurden und werden bis dato Bausparverträge von Bausparkasse angepriesen und aktiv verkauft. Angefangen von der Wohnungsbauprämie über Wohn-Riester oder Baukindergeld. Doch insbesondere die Riester-Rente bringt bei der Variante des Bausparvertrags und der Sofortfinanzierung einige Fallstricke mit sich. Es hat sich gezeigt, dass genau diese Fallstricke in den meisten Verkaufsgesprächen nicht thematisiert und regelrecht ausgeklammert werden. So können Verbraucher und Verbraucherinnen nicht einfach aus unflexiblen und teuren Sofortfinanzierungen aussteigen. Auch wenn der Gesetzgeber mittlerweile eine Möglichkeit initiiert hat, womit sich Verbraucher von der Steuerlast des Wohnförderkontos lösen können, scheitert es oftmals an der Geschäftspolitik der Anbieter. Diese weigern sich überwiegend die für eine Minderung des Wohnförderkontos notwendigen Zuzahlungen anzunehmen.
Klassisches Hypothekendarlehen günstiger und transparenter
Die bessere Alternative zum Bausparen bleibt aus Sicht der Blumenau Finanzplanung das klassische Annuitätendarlehen. Es ist transparenter und in der Regel kostengünstiger als ein Bausparvertrag. Über ein "Forward-Darlehen" kann bei einem bereits laufenden Kredit bei einer Anschlussfinanzierung mehrere Jahre im Voraus ein Zins festgeschrieben werden.
Expertentipp der Blumenau Finanzplanung:
Wer erst in fünf, zehn oder mehr Jahren einen Immobilienkauf plant, kann bis dahin seine Sparbeträge renditeträchtiger in Tages- oder Festgeld oder auch in Form eines Fonds-Sparplanes im Aktienmarkt anlegen. Allerdings muss er dann bei der Immobilienfinanzierung möglicherweise höhere Kreditzinsen in Kauf nehmen.
Ausnahmsweise sinnvoll kann ein Bausparvertrag sein, wenn es sich um kleine Kreditsummen bis zu 50.000 EUR handelt, zum Beispiel für Renovierungsmaßnahmen.
Wenn Sie unsicher sind, wie Sie am besten vorgehen sollten, kommen Sie gerne auf uns zu.