Altersvorsorge: Warum Ihre Rente zukünftig nur bedingt sicher ist
Welche Rentenreformen jetzt notwendig sind
Das ZDF hat nun jüngst Frau Professorin Dr. Silke Übelmesser interviewt, um auf die Problematik sowie mögliche Reformansätze der Rente einzugehen. Als Inhaberin des Lehrstuhls für Allgemeine Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena liegen ihre Forschungsschwerpunkte unter anderem in den öffentlichen Finanzen und Sozialpolitik. Die Blumenau Finanzplanung möchte Ihnen nun im Folgenden die Kernpunkte dieses Interviews wiedergeben.
Die sogenannte Babyboomer-Generation der Jahrgänge 1957 bis 1969 wird in den kommenden 14 Jahren das Renteneintrittsalter überschritten haben. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, werden dem deutschen Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2036 knapp 30 Prozent der Erwerbstätigen verloren gehen. Dies hat massive Auswirkungen auf die Tragfähigkeit der Sozialsysteme mit eklatanten Problemen und Herausforderungen insbesondere für die gesetzliche Rentenversicherung.
Wenn immer weniger Erwerbstätige für immer mehr Rentnerinnen und Rentner einzahlen gerät das für das Umlageverfahren nötige ausgewogene Verhältnis der Altersgruppen in eine Schieflage.
Auch obwohl sich diese demographische Entwicklung bereits seit Jahrzehnten abzeichnet, gelingt es in der Politik bis dato nicht, wegweisende Antworten auf die kommenden Herausforderungen zu geben. Frau Professorin Übelmesser geht davon aus, dass die Politik dieses brisante Thema Rente bewusst stiefmütterlich behandelt, da mit dem Thema „Rente“ keine Wahlen gewonnen werden können. Vielmehr würden durch Maßnahmen zuerst einmal Kosten und Zumutungen für die Bürger entstehen. Die Erträge allerdings sehe man erst in ein paar Jahren bzw. Jahrzehnten.
Allein ein Blick in den aktuellen Koalitionsvertrag zeigt, dass die Politik den demografischen Wandel nicht ernst zu nehmen scheint. So wird hier aufgeführt, was alles nicht gemacht werden soll. So soll weder das Rentenniveau angepasst, noch der Beitragssatz oder das Renteneintrittsalter heraufgesetzt werden.
Doch hat es nicht nur die aktuelle Regierung bisher versäumt, Lösungsansätze für die Rente zu finden. Auch in der letzten und vorletzten Legislaturperiode fehlte der Mut, vorausschauend zu agieren.
Frau Professorin Übelmesser mahnt in dem Interview an, dass es keine Lösung geben wird, die keinem weh tun wird. Ihrer Meinung nach ist ein Bündel an Maßnahmen notwendig, die zum einen die gesetzliche Rentenversicherung betrifft und darüber hinaus auch die private und betriebliche Altersvorsorge stärkt. So führt sie zum einen die Idee an, ein Generationenkapital aufzubauen, selbst wenn dieses auch noch mit vielen Fragezeichen versehen ist. Eine weitere Stellschraube ist ihrer Meinung nach mehr Erwerbspersonen durch Zuwanderung zu gewinnen, die dann in die Rente einzahlen.
Reformansatz Generationenkapital würde bedeuten, dass aus öffentlichen Mittel ein Kapitalstock aufgebaut wird. Die Erträge aus diesem Kapitalstock wiederum sollen die Rentenbeiträge in der gesetzlichen Rentenversicherung mit stabilisieren. Fakt ist: Bis aus dem Kapitalstock so weit aufgebaut ist, um Erträge hieraus zu generieren dauert es Jahrzehnte.
So ist laut Bundesfinanzminister Lindner bis Ende der 2030er Jahre ein dreistelliger Milliardenbetrag notwendig, um einen Ertrag erreichen zu können, der ausreicht, um den Beitragssatz zu mindern, den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die Rentenversicherung einzahlen. Geplant ist, dass für die nächsten 15 Jahre jedes Jahr 10 Milliarden Euro eingezahlt werden sollen. Woher das Geld dafür kommen soll, ist bisher unbekannt.
Reformansatz Zuwanderung würde bedeuten, dass mehr Erwerbstätige in die Rentenkasse einzahlen. Derzeit versucht das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, Menschen außerhalb der EU für Deutschland zu gewinnen. Wie erfolgreich sich Deutschland gegenüber anderen Ländern behaupten wird, bleibt abzuwarten.
Aus Sicht der Frau Professorin Übelmesser sollten aber neben den oben angeführten Reform- Ansätzen weitere Möglichkeiten, wie das Renteneintrittsalter, den Beitragssatz und den Bundeszuschuss zu erhöhen, nicht außer Acht gelassen werden. Sie hält es für absolut notwendig, alle möglichen Optionen im Blick zu halten.
Sie hält jedoch nichts davon, die bestehende Witwen- und Witwerrente abzuschaffen. Sie hält den Vertrauensschutz für unabdingbar. Wenn überhaupt sollte die Witwen- und Witwerrente neu geregelt werden und wenn überhaupt nur um neue Ehen. Gleichwohl sieht sie im Hinblick auf die Herausforderung für die Rente an der bisherigen Ausgestaltung zwei Probleme. Zum einen durch die unbefristeten Rentenansprüche für Hinterbliebene, selbst wenn diese nicht in die Rentenkasse eingezahlt haben. Zum anderen die Tatsache, dass ein eigenes Einkommen bis dato jenseits eines Freibetrages angerechnet wird. Hierdurch wäre der Anreiz selbst zu arbeiten geringer. Eine größere Arbeitsmarktpartizipation beispielsweise von Frauen könnte somit zur Aktivierung eines insgesamt größeren Erwerbspersonenpotenzials beitragen. Denn nach wie vor liegt die Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben noch unterhalb der Quote der Männer.
Eklatant wichtig ist es nach Meinung von Frau Professorin Übelmesser, die Gesellschaft über die Notwendigkeit und Dringlichkeit für Reformen aufzuklären und zu überzeugen.
Resümee der Blumenau Finanzplanung:
Es kann festgehalten werden: Die gesetzliche Rentenversicherung ist und bleibt eine wichtige Säule der Alterssicherung. Doch gerät der Generationenvertrag aus dem Jahr 1957 durch die demographische Entwicklung immer stärker ins Wanken. Selbst die Deutsche Rentenversicherung teilt mit, dass die private Altersvorsorge immer notwendiger wird, wenn man seinen Status Quo zukünftig erhalten möchte. Daher sollten insbesondere jüngere Menschen sich frühzeitig Gedanken über ihre Altersvorsorge machen.
Die Blumenau Finanzplanung als unabhängiger Finanzberater hilft Ihnen gerne bei der Ausgestaltung und Optimierung Ihrer Ruhestandsplanung.