Altersvorsorge: Umbruch bei der privaten Altersvorsorge
Wirtschaftsweisen fordern Prämienrente für Deutschland
Eine Expertengruppe hat im Auftrag des Finanzministeriums ihre Vorschläge zur Reform der Riester-Rente nun vorgestellt. Die vier Wirtschaftsweisen wiederum halten eine bloße Reform der Riester-Rente für untauglich und erklären, warum ein Staatsfonds nach schwedischem Vorbild die bessere Alternative für eine zukunftssichere private Altersvorsorge ist.
Wieso muss die gesetzliche Rentenversicherung entlastet werden?
Die demografische Entwicklung gerät zunehmend in ein Ungleichgewicht. Die Generation der Babyboomer scheidet in den nächsten 15 Jahren aus ihrem Erwerbsleben aus. Die Zahl der Rentner wird somit ansteigen. Auf der anderen Seite geht die Zahl der Erwerbstätigen, die die Rentenbeiträge zahlen, zurück. Im Ergebnis verschlechtert sich das Verhältnis von Rentenempfängern zu den Beitragszahlern deutlich.
Fakt ist: Will die Rentenversicherung ihr Leistungsniveau halten, ist eine Entlastung unumgänglich. Zur Diskussion stehen mehrere Wege: Höhere Beiträge, mehr Zuschuss aus dem Bundeshaushalt, längere Arbeitszeiten, eine höhere Erwerbsquote bei den Frauen und/oder auch eine höhere Zuwanderungsquote von Arbeitskräften aus dem Ausland. Doch alle diese Ansätze haben gemein, dass sie auf vehemente Hürden und Widerstände treffen werden. Zur Lösung des Problems scheint derzeit nur eine private Altersvorsorge mit staatlicher Förderung zu sein.
Was führte zum Scheitern der Riester-Rente?
Im Jahr 2002 entschied sich Deutschland, den Weg der Riester-Rente zu gehen. Derzeit gibt es ca. 16 Millionen Riester Verträge, wovon allerdings 20 Prozent nicht mehr aktiv bespart werden. Auch werden heutzutage kaum noch neue Riester Verträge abgeschossen, da Untersuchungen herausgefunden haben, dass sie trotz staatlicher Zulagen nur eine geringe Rendite erwirtschaften.
Wie lauten die Vorschläge der Wirtschaftsweisen?
Vier der fünf Wirtschaftsweisen haben sich nun für einen staatlich organisierten Aktienfonds als Standardprodukt für die private Altersvorsorge ausgesprochen. Als Vorbild soll dabei unter anderem Schweden dienen. Hier fließen 16 Prozent des Bruttogehaltes der Arbeitnehmer in die klassische, umlagefinanzierte Rente ähnlich wie auch in Deutschland. Anstatt – wie in Deutschland – auf ein rein umlagefinanziertes Modell zu setzen, müssen alle schwedischen Arbeitnehmer zusätzlich zum Rentenbeitrag 2,5 Prozent ihres Bruttoeinkommens in Vorsorgefonds investieren. Dabei kann jeder Arbeitnehmer selbst entscheiden, wie er die 2,5 Prozent der sogenannten Prämienrente anlegen möchte. Es stehen Fonds privater Anbieter wie auch ein Staatsfonds mit dem Namen AP7 zur Auswahl. Derzeit fließt das meiste Geld in Schweden in den Staatsfonds.
Wie entwickelt sich der AP7-Aktienfonds?
Beim weltweit hoch angesehenen AP7-Aktienfonds handelt es sich um einen staatlich verwalteten Fonds, den es bereits seit dem Jahr 2000 gibt. Der Fonds investiert in 3000 Unternehmen weltweit. Im Durchschnitt hat er eine durchschnittliche Rendite von elf Prozent im Jahr erwirtschaftet trotz einiger Phasen mit stark sinkenden Aktienkursen.
Wie ist das Procedere des Staatsfonds AP7?
Bis zum 55. Lebensjahr fließt das Geld, also die 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens, ausschließlich in Aktien. Im Anschluss daran wird das Guthaben immer mehr in festverzinsliche Anlagen umgeschichtet, so dass der Aktienanteil bei 75-jährigen Sparern auf 30 Prozent gesunken ist.
Das Anlagevermögen des AP7 beträgt 90 Milliarden Euro.
Wie plant die Bundesregierung die Zukunft der Rente?
Das Rentenniveau soll laut Bundesarbeitsminister Heil dauerhaft bei 48 Prozent gesichert werden. Und mit dem Aufbau eines sogenannten Generationenkapitals soll laut Bundesfinanzminister Lindner der Beitragssatz langfristig stabilisiert werden - hier kommen die Aktien in Spiel. Die Regierung will zunächst zehn Milliarden Euro aus öffentlichen Darlehen am Kapitalmarkt anlegen. Die Summe soll jährlich um drei Prozent bis auf 200 Milliarden Euro steigen.
Ziel ist es, die gesetzliche Rente zukünftig aus drei Quellen zu finanzieren. Zum einen aus den Rentenbeiträgen, dem Steuerzuschuss und zukünftig aus den Erträgen des Kapitalmarkts.
Die vier Wirtschaftsweisen halten dieses Konzept jedoch für nicht geeignet, da zu wenig Geld zur Verfügung stehe. Und selbst bei einer hohen Anlagerendite würde der Fonds für die Zeit nach 2035 nur Erträge abwerfen, mit denen sich jedes Jahr die Rentenausgaben für sieben Tage decken lassen. Zusätzlich bemängeln sie die fehlende Transparenz, da die Erträge nicht auf individuellen Rentenkonten gutgeschrieben werden würden.
Was fordern Verbraucherschützer?
Eine Allianz aus der Verbraucherzentrale Bundesverband, der Bürgerbewegung Finanzwende und dem Bund der Versicherten hält genau wie die vier Wirtschaftsweisen einen öffentlich verwalteten Fonds mit Fokus auf Aktien für das beste Konzept einer gesicherten Altersvorsorge. Gleichzeitig fordern sie, einen kostenfreien Übergang von einem Riester-Vertrag in das neue System.
Resümee der Blumenau Finanzplanung:
Neben der gesetzlichen Rentenversicherung wird die private Altersvorsorge immer wichtiger. Vor allem für diejenigen, die ihren Status Quo an Lebensstandard im Rentenalter beibehalten möchten.
Die Blumenau Finanzplanung als unabhängiger Finanzberater hilft Ihnen gerne bei der Ausgestaltung und Optimierung Ihrer Ruhestandsplanung.